Regionalität

Fluch oder Segen?

Vorab, der Verkauf direkt ab Hof ist am besten!

Nur sind die meisten landwirtschaftlichen Betriebe nicht in der Stadt, wo die Menschen leben, die versorgt werden sollen. Dafür gibt es in Deutschland eine optimale Versorgungslage, kein Land dieser Erde hat so viele Einkaufsstätten wie Deutschland.

Seit einiger Zeit steht bei uns der Begriff „Regionalität“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala, erst einmal ein guter Ansatz.

Doch was ist regional?

Knüpft man den Begriff an eine räumliche Distanz, tun sich gleich die ersten Probleme auf. Es ist aus ökologischer zwar Sicht sinnvoll, Transportwege so gering wie möglich zu halten, doch ist die Betrachtungsweise zu einseitig. Die nächste Frage folgt auf den Fuß, wie weit darf sich eine Region erstrecken, 20Km – 50Km – 200Km?
Oder ist die Region die Heimatgemeinde, der Landkreis oder das Bundesland. Und wodurch wird ein Produkt regional? Sind solche Vorgaben nicht eindeutig geklärt, wird sogar das Atlantik Seelachsfilet, das in Lüneburg abgepackt wird im Umkreis von 100Km zum Regionalprodukt. Und wie verhält sich der ökologisch bewusste Würzburger, wenn er zwischen einer Bio Kartoffel aus Fulda und einer aus Passau wählen soll. (Fulda in Hessen ist gut 100Km entfernt, Passau in Bayern über 300Km)
Viele Fragen, auf die es keine einheitlichen Antworten gibt.
Wie auch immer dieses Thema diskutiert wird, gibt es ganz konkrete Fakten, die diese Diskussion ad absurdum führen.

Schaut man sich z.B. die Verteilung der Anbauflächen für Biokartoffeln an, wird  deutlich, dass bei einem Regionalsiegel auf  Bundeslandebene in Niedersachsen eine Überproduktion vorhanden wäre, bevölkerungsstarke Länder, wie Hessen oder RLP müssten den Verzehr von Biokartoffeln stark einschränken oder könnten dieses Siegel nur für kurze Zeit nutzen. In der Vergangenheit  gab es immer Regionen, wie z.B. Nord-Ost Niedersachsen ,  in denen traditionell  Kartoffeln angebaut wurden. Von dort aus wurde der „Ruhrpott“ und Berlin versorgt. Besonders die kleine Region Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg haben einen Anteil von 13% der bundesweit erzeugten Bio Kartoffeln.

Der Grund dafür liegt auf der Hand, Boden und Klima sind für den Kartoffelbau bestens geeignet, Heidekartoffeln sind noch immer ein Qualitätsmerkmal.
Diese strukturellen Gegebenheiten können nicht außer Acht gelassen werden, wenn es um das Thema Regionalität geht.
Wir als Bio Kartoffel Erzeuger e.V. vertreten bundesweit Landwirte, deren betrieblicher Schwerpunkt in der Bio Kartoffelerzeugung liegt und haben ca. 50% der Anbaufläche für den LEH in unseren Verein gebündelt.
Seit Jahren setzen wir auf das Motto:“Bio Kartoffeln von hier-300Tage im Jahr“.
Das haben wir erreicht. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel werden fast 80% der in Deutschland erzeugten Biokartoffeln verkauft. Und heimische Ware hat oberste Priorität.
Das ist für uns ein klares Signal und ein Schritt in die richtige Richtung, denn nur mit starken Handelspartnern kann der ökologische Landbau weiter wachsen.
Unser Ziel ist, das die Region Deutschland im Vordergrund steht, das wollen wir weiter ausbauen.